Kurzvortrag von Dr. Hanco Jürgens mit anschließender Diskussion
Matinee zur Sonderausstellung
Eintritt frei
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 entwickelte sich Amsterdam zu einem Zentrum für Verlage, die deutsche Exilliteratur druckten. Die niederländischen Verlage Querido und Allert de Lange veröffentlichten zahlreiche Bücher wichtiger deutschen Autoren, die in Nazideutschland nicht mehr veröffentlicht werden konnten. Weniger bekannt bisher ist der aus Augsburg gebürtige Verleger Hein Cohn jüdischer Herkunft, der 1933, 5 Tage vor der Bücherverbrennung in Deutschland, vor den Nazis nach Holland flüchtete, die deutsche Exilliteratur ins Niederländische übersetzen ließ und hier all das druckte, was die Nazis in Deutschland verbrannten und verbannten. Hein Cohn war einer von etwa 50.000 Flüchtlingen, die zwischen 1933 und 1940 aus Deutschland in den Niederlanden Zuflucht suchten. Unter ihnen, Künstler, Schauspieler, Schriftsteller, Dichter, Fotografen, Soziologen und Philosophen, die einen erheblichen Einfluss auf das kulturelle Klima in den Niederlanden gewinnen. Viele von ihnen integrierten sich in die niederländische Kultur, andere reisten von hier weiter in andere Länder. Ein wichtiger Grund für Künstler und Intellektuelle, in die Niederlande zu fliehen, war die Offenheit der Kultur. Oft flohen sie in die Niederlande, weil sie dort bereits Kontakte geknüpft hatten. Die Lebendigkeit der niederländischen Kultur erhielt gerade deswegen einen enormen Impuls.
Die Veranstaltung beleuchtet im Rahmen einer Matinee das Thema Exilverlag und erinnert an jene Verlegerinnen und Verleger, die im Exil Stimmen der Freiheit bewahrten.
Die Veranstaltung zeigt, wie trotz Vertreibung Literatur entstand, die Widerstand, Hoffnung und kulturelle Identität stärkte. Es wird sichtbar, welche Bedeutung diese Verlage für das Überleben verbotener Texte hatten. Zu Gast ist Dr. Hanco Jürgens (Universität Amsterdam, Duitsland Institut). Die Matinee lädt dazu ein, die Kraft des publizierten Widerstands neu zu entdecken.
Joël Cahen, der frühere Direktor des Juedischen Museums Amsterdam und der Initiator des Holocaustmonuments und des Holocaustmuseums in den Niederlanden, wird als Experte und Diskutant an der Matinee teilnehmen.
Moderation: Dr. phil. Ingvild Richardsen, Dozentin, Autorin und Ausstellungskuratorin
Uta Löhrer, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit

D. Hanco Jürgens (Foto: Hanco Jürgens)

Joël Cahen (Foto: Joël Cahen)